Wenn Hunde mit offenen Augen schlafen, dann geht das in aller Regel auf ihre Nickhaut, ihren Wachinstinkt oder ihre Rasse zurück. Unter Umständen können dafür aber auch eine Schlafapnoe, Epilepsie, Schlafstörungen oder Träume verantwortlich sein.
Auch rund 20 % aller Menschen sollen Studien zufolge mit offenen Augen schlafen. Bei Hunden ist es aber häufiger, da sie durchschnittlich rund 60 % mehr Schlaf benötigen.
Ein Grund zur Sorge ist das in aller Regel nicht. Krankheiten sind hier nur in seltenen Ausnahmefällen der Auslöser. Im Folgenden lernst du über die 9 häufigsten Ursachen.
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Toggle1. Nickhaut
Die Nickhaut ist wie eine Art “drittes Augenlid”, das bei vielen Wirbeltieren wie beispielsweise Hunden, Katzen, Kühen, Bären, Vögeln und vielen Nagetieren vorhanden ist.
Du kannst sie dir wie eine Art zusätzliche Schutzbrille vorstellen. Menschen haben zwar auch eine Nickhaut. Sie ist bei uns aber viel zu kurz, um das gesamte Auge abzudecken.
Das erklärt, warum es häufig so aussieht, als ob Hunde mit offenen Augen schlafen. In Wirklichkeit ist der Augapfel aber durch die weißliche Nickhaut abgedeckt.
Wäre das nicht der Fall, dann würde das Auge innerhalb kürzester Zeit austrocknen und es würde zu einer Hornhautentzündung kommen.
Bei Hunden schützt diese Schicht primär vor mechanischen Eingriffen wie beispielsweise Kratzern. Zudem bietet es Schutz gegen Staubkörnchen und dem Austrocknen des Auges.
Robben benutzen sie aber auch als eine Art Schwimmbrille beim Tauchen. Bei Eisbären fungiert die Nickhaut als eine Art Schneebrille und schützt vor Schneeblindheit.
Im Gegensatz zu einigen Vögeln können Hunde die Nickhaut nicht bewusst kontrollieren. Sie zieht sich daher automatisch zur Seite, sobald der Hund aufwacht.
2. REM-Verhaltensstörung
Hunde haben die gleichen Schlafphasen wie Menschen. Insbesondere in der REM-Phase (“Rapid Eye Movement”) finden Träume statt.
Dabei verarbeiten Hunde primär ihre Erlebnisse aus dem Alltag. Diese Träume sind häufig so lebhaft und lebendig, dass du es an ihrem Körper ablesen kannst:
- Leises Bellen im Schlaf
- Bewegende Augenlider
- Muskelzuckungen
Grundsätzlich sind Träume bei Hunden ein gutes Zeichen. Denn sie signalisieren, dass es dem Vierbeiner körperlich und mental gut geht.
In Ausnahmefällen kann es aber auch zu einer sogenannten “REM-Verhaltensstörung” kommen, bei welcher der Hund sowohl sich selbst als auch Anwesende in Gefahr bringt.
Hier haben betroffene Hunde solch lebhafte Albträume, dass sie im Schlaf zu knurren, bellen, laufen oder gar beißen beginnen. Auch ihre Augen sind hier im Schlaf meist geöffnet.
In vielen Fällen geht eine solche Verhaltensstörung mit starkem Stress und Angst einher. Aus Panik verletzen sich die Hunde daher häufig selbst oder fallen gar ihr Herrchen an.
Bei Verdacht solltest du hier den Tierarzt aufsuchen. Dieser kann deinen Hund nicht nur im Schlaflabor untersuchen, sondern auch die Schlafaktivität medikamentös regeln.

3. Hüter- und Wachinstinkt
Viele Wach- und Schäferhunde schlafen häufig mit halb-offenen Augen, sodass ein kleiner Schlitz immer geöffnet bleibt. Es handelt sich dabei um einen rassespezifischen Instinkt.
Denn sowohl zum eigenen Schutz als auch zum Schutz des Herrchens konnten es sich Wachhunde früher in der Wildnis kaum erlauben komplett abzuschalten.
Wenn sie allerdings mit halb-offenen Augen schlafen, dann erweckt es für fremde Raubtiere meist den Eindruck, als ob sie wach sind. Und das wiederum kann einen Angriff verhindern.
Dazu kommt, dass der Schlafzyklus von Hunden nur 20 Minuten beträgt. Bei Menschen dauert ein Zyklus ganze 90 Minuten – also rund 5 Mal länger.
Hunde wachen daher von Natur aus deutlich häufiger im Schlaf auf als wir. Das erlaubt ihnen viel regelmäßiger ihre Umgebung nach potenziellen Gefahren abzuchecken.
Sicher ist dir auch schon aufgefallen, dass einige Schäferhunde hellere Fellflecken an der inneren Seite der Augenbrauen haben. Das sind sogenannte “Schäfer-Augen”.
Denn von weitem sieht es selbst bei geschlossenen Augen so aus, als ob der Hund seine Herde stets im Blick hat. Die Nickhaut kann hier die gleiche Funktion übernehmen.
Denn wenn Hunde mit offenen Augen schlafen, dann sieht es auch hier so aus, als ob sie die Herde rund um die Uhr im Blick haben. Abhauen ist daher keine Option.
Diese Rassen sind im Übrigen umgangssprachlich auch als “Vieräugl” bekannt.
4. Krampfanfälle
Unter anderem kann auch ein epileptischer Anfall im Schlaf dazu führen, dass die Augen des Hundes weit geöffnet sind. Diese Anfälle werden durch die Erkrankung der Nerven ausgelöst.
In den meisten Fällen erkennst du es daran, dass dein Hund sehr starr blickt und die Augenlider leicht zucken. Typische weitere Symptome sind:
- Angespannte Körperhaltung
- Hund fällt um
- Starkes Zittern
- Hund ist nicht ansprechbar
- Sabbern und Schaum im Mund
Sollte ein solcher Anfall im Schlaf auftreten, dann erkennst du es meist daran, dass die Augen des Hundes weit offen sind und sich kaum bewegen.
Studien zufolge sollen rund 1 % aller Hunde mit Epilepsie zu kämpfen haben. Männliche Hunde sowie junge Welpen sind davon am häufigsten betroffen.
Neben Vergiftungen, Blutarmut und Gehirnverletzungen können hierfür auch Schlaganfälle, Gehirntumore oder gar Leber- und Nierenversagen verantwortlich sein.
Solche Anfälle sind zwar meist schmerzfrei, können aber zu permanenten Schädigungen führen. Hier solltest du bei Verdacht zur Diagnose und Behandlung zum Tierarzt gehen.

5. Lagophthalmus
Wenn Hunde von Natur aus ihre Augenlider nicht komplett schließen können, dann ist von “Lagophthalmus” die Rede. Dieses Phänomen ist auch unter “Hasenauge” bekannt.
Betroffen sind davon primär Hunderassen mit einer kurzen Nase und großen Glubschaugen. Typische Beispiele davon sind:
- Mops
- Boxer
- Boston Terrier
- Bulldogge
- Pekingese
- Shih-Tzu
Denn diese Rassen wurden in der Vergangenheit so stark gezüchtet, dass sie mittlerweile zu den sogenannten “Qualzüchtungen” gehören und der Tierschutz die Züchtung stark reguliert.
Von Qualzüchtungen ist dann die Rede, wenn Schmerzen und Verhaltensstörungen der Tiere geduldet werden, nur um gewisse Eigenschaften beim Tier zu erreichen.
Lagophthalmus gehört ebenfalls dazu. Denn diese Störung führt nicht nur dazu, dass Hunde nachts mit offenen Augen schlafen, sondern führt auch zum Austrocknen des Auges.
Die obigen Rassen haben daher überdurchschnittlich häufig mit Augenentzündungen zu kämpfen. Zudem sind die Augen vor Kratzer, Wasser und Sonne viel schlechter geschützt.
Hier solltest du den Tierarzt aufsuchen. Teilweise können bereits Augentropfen zur Behandlung ausreichen. In manchen Fällen wird auch das Augenlid operativ korrigiert.
6. Schlafapnoe
Bei einer Schlafapnoe kommt es zu unbewussten Atemaussetzern im Schlaf. Dadurch mangelt es dem Gehirn des Hundes regelmäßig an Sauerstoff, sodass er aufwacht.
Grundsätzlich kann jeder Hund unter einer Schlafapnoe leiden. Übergewichtige Hunde sowie Vierbeiner mit einer kurzen Schnauze sind hier jedoch statistisch am häufigsten betroffen.
Also beispielsweise Englische Bulldoggen, Boston Terrier, Mopse sowie eine Großzahl aller Doggenarten. Zu den häufigsten Symptomen gehören hier:
- Lautes Schnarchen
- Gereiztheit tagsüber
- Schlafen mit offenen Augen
- Übermäßige Müdigkeit am Tag
- Unruhiger Schlaf
Sollte die Schlafapnoe durch Übergewicht verursacht werden, dann reicht in der Regel eine Diät zur Besserung aus. Denn hier blockiert das Fettgewebe die Atemwege.
Sollte die Ursache in Allergien liegen, dann wird dafür meist ein Allergietest durchgeführt. Bei rassespezifischen Problemen kann auch teilweise eine Operation notwendig sein.
7. Nickhautdrüsenvorfall
Beim Nickhautdrüsenvorfall bildet sich eine rötliche Blase an der Innenseite des Auges. Da es eine rundliche Form hat, ist es auch unter “Kirschauge” bekannt.
Es handelt sich dabei um die sogenannte Nickhautdrüse, die normalerweise rund 40 % der Augenflüssigkeit produziert. Unter Umständen kann sich diese aber auch herauslösen.
In diesem Fall führt es dazu, dass der Hund schlechter sieht und sowohl tagsüber als auch im Schlaf seine Augen immer leicht geöffnet hat. Das wiederum führt zur Austrocknung.
Auch hier sind jene Rassen mit einer kurzen Schnauze genetisch bedingt häufiger betroffen. Dazu gehören:
- Bulldoggen
- Cocker Spaniel
- Shih-Tzus
- Boston Terrier
- Mopse
Zur Behandlung solltest du hier den Tierarzt aufsuchen. Teilweise reicht es bereits aus, die Drüse durch Massagen und Antibiotika zu korrigieren.
In anderen Fällen kann auch eine Operation notwendig sein. Das gilt insbesondere dann, wenn die Drüse so groß ist, dass dein Hund seine Augen nicht mehr schließen kann.

8. Narkolepsie
Narkolepsie ist eine Störung des Nervensystems, wodurch Hunde selbst in den unpassendsten Momenten plötzlich umfallen und einschlafen.
Typischerweise wachen die Vierbeiner kurze Zeit später wieder auf und verhalten sich, wie wenn nichts passiert wäre. Häufige weitere Symptome sind hier:
- Muskelzuckungen
- Halb-offene Augen im Schlaf
- Bewegende Augenlider
- Keinerlei Vorwarnung
Diese Art an Erkrankung wird oft vererbt. Statistisch kommt es bei Dobermanns, Dackeln, Pudeln und Labrador Retrievern am häufigsten vor.
Eintreten tut es zumeist dann, wenn der Hund aufgeregt ist. Also beispielsweise beim Spielen, beim Essen, bei Begrüßungen und beim Zusammentreffen mit anderen Hunden.
Grundsätzlich ist diese Nervenerkrankung weder schmerzhaft noch lebensbedrohlich. Je nach Ursache kann die Erkrankung auch teilweise geheilt werden.
9. Schlaflosigkeit
Wenn Hunde trotz starker Müdigkeit nicht einschlafen können oder stetig aufwachen, dann sprechen Tierärzte auch von einer “Insomnie”.
In aller Regel verstecken sich Erkrankungen oder Verletzungen dahinter, die den Schlaf stören. Typische Beispiele sind hier:
- Arthritis
- Chronischer Stress
- Diabetes
- Lebererkrankungen
- Chronische Angst
- Demenz
- Parasiten
- Nierenerkrankungen
Bei älteren Hunden sind Demenz und Arthritis am häufigsten. Bei jungen und sehr sensitiven Hunden geht die Schlaflosigkeit dagegen meist auf Angst zurück.
Auch hier schlafen Hunde häufiger mit offenen Augen. Zudem erkennst du es oft daran, dass sie nachts durch die Wohnung wandern und häufig den Liegeplatz wechseln.
Hier gilt es im ersten Schritt den Auslöser zu identifizieren. Die Behandlung erfolgt anschließend individuell je nach zugrundeliegender Ursache.
Zusammenfassung:
Verschiedene Verletzungen und Erkrankungen können bei Hunden dazu führen, dass sie trotz Müdigkeit nicht schlafen können. Oftmals ist das daran zu erkennen, dass sich der Hund unruhig verhält oder gar mit offenen Augen schläft. Hier ist zur Diagnose ein Arztbesuch ratsam.